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Klima-Führerschein für Gebäude

„Allerhöchste Zeit für die Bauwende“

Dreeso - Blockaden vor Braunkohlekraftwerken, Proteste auf den Stadtautobahnen oder freiwilliger Flugverzicht. Alle wissen um die klimaschädliche Tragweite der fossilen Energieträger und unserer Verkehrsmittel. Der Bausektor als Klimakiller ist noch bei zu wenigen auf dem Schirm: Dabei gehen rund 40 Prozent des weltweiten Treibhausgases auf sein Konto. Auch die Hälfte des globalen Abfallaufkommens entsteht durch den Bau oder Rückbau von Gebäuden. Was muss sich ändern?

Bauen ohne später Abfall zu verursachen? Mit dem Holzhybrid-Bürogebäude The Cradle zeigt der Projektentwickler Interboden, was beim Neubau bereits alles geht: ein Kern aus Recycling-Beton, ein modular gefertigtes Holztragewerk und eine markante Holzfassade. So weit wie möglich kommen im Düsseldorfer Medienhafen natürliche, wiederverwertbare Materialien zum Einsatz. Das verbraucht nicht nur rund 40 Prozent weniger CO2 als der Bau herkömmlicher Gebäude,. Später soll das energieeffiziente Gebäude auch als wertvolles Materiallager dienen.

Klima-Führerschein für Gebäude

Den Bauherrn begleitet das Umweltberatungsinstitut EPEA, eine Tochter des Bau- und Immobilienberatungsunternehmens Drees & Sommer SE. Mit einem digitalen Ressourcenpass, eine Art Klimaführerschein fürs Gebäude, wie ihn auch Bundesbauministerin Klara Geywitz fordert, greifen sie der Zukunft vor: Denn die in Europa und Deutschland geplante Regulierung wird die Branche früher oder später zu Materialkreisläufen zwingen. Und damit dazu, beim späteren Abriss, ein Gebäude als Rohstofflager für neue Bauten zu nutzen.

„Im Neubau haben wir als Branche beispielsweise mit Plusenergiehäusern und vielen weiteren energetischen Standards und Maßnahmen bereits einen sehr guten Stand erreicht. Dazu treiben wir auch den Cradle to Cradle-Ansatz voran, ein kreislauffähiges Materialkonzept für sämtliche Branchen, für das wir im Bausektor sicherlich als Pionier stehen. Unser Sorgenkind ist der Bestand. Hier darf Umbau kein Synonym für Abriss sein“, erklärt Stefan Heselschwerdt, verantwortlicher Drees & Sommer-Partner am Standort Nordrhein-Westfalen beim Drees & Sommer-Event „Earth for all“ in Köln.

„Sehr viele Bestandsbauten sind energetisch nicht zukunftsfähig. Das kommt den Bewohnerinnen und Bewohnern nicht nur aufgrund der Preissprünge von Energie- und Gaspreisen teuer zu stehen. Richtig schmerzhaft wird es dann, wenn die verheerenden Folgen für das Klima offenbar werden. Jetzt ist es allerhöchste Zeit, eine umfassende Bauwende einzuleiten“, sagt Prof. Hans Joachim Schellnhuber, Gründungsdirektor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und Gründer der Bauhaus Erde gGmbH.

Kreislauffähiges Bauen

Reaktivieren will er die Idee des Bauhauses – und setzt ganz auf kreislauffähiges Bauen. „Ohne eine radikale Bauwende auf Basis einer bio-basierten Kreislaufwirtschaft scheitern unsere Klimaziele“, warnt Schellnhuber. Um die Erderwärmung zu stoppen und langfristig sogar wieder rückgängig zu machen, müsse CO2 aus der Atmosphäre entfernt werden.

Produkte, Gebäude und Infrastruktur als Rohstofflager

Der erste Schritt hin zu einer echten Kreislaufwirtschaft in der Bau- und Immobilienbranche besteht darin, beim Bau als auch bei der Sanierung die geplanten oder vorhandenen Materialien der jeweiligen Gebäude zu identifizieren und auf ihre Wiederverwendbarkeit zu überprüfen – und sich von der herkömmlichen Denkweise des Abrisses zu lösen.

So ist der Name des innovative Düsseldorfer Bürogebäudes The Cradle auch Programm, angelehnt an das das Konzept „Cradle to Cradle“. Ende der 1990er Jahre taten sich der deutsche Chemiker Michael Braungart und der US-amerikanische Architekt William McDonough zusammen und entwickelten ein nachhaltiges Konzept der Kreislaufwirtschaft: Cradle to Cradle, abgekürzt C2C. Wörtlich übersetzt bedeutet es „von der Wiege zur Wiege“. Auf die Baubranche bezogen: Schon beim Errichten des Gebäudes sollten Bauherrn an den späteren Abriss denken. Vereinfacht ausgedrückt geht es also darum, Abfälle zu vermeiden und verbaute Rohstoffe nach Ende des Immobilien-Lebenszyklus möglichst gleichwertig für neue Bauvorhaben einzusetzen. Dafür müssen alle verbauten Materialien weitestgehend sortenrein trennbar, rückbaubar und schadstofffrei wiederverwertbar sein. „Dadurch schonen wir Ressourcen und sparen Entsorgungskosten – nicht nur am Ende des Lebenszyklus. Das Gebäude wird so zu einer Art Materiallager und damit zum Rohstoffdepot“, sagt Bau- und Immobilienexperte Stefan Heselschwerdt.

Alte Steine – neues Leben

Das, was aber bei Rückbau und auch Sanierung eines Gebäudes übrigbleibt, ist kein Abfall. Es handelt sich vielmehr um wertvolle Rohstoffe. Eine Denkweise, die auch unter „Urban Mining“ bekannt ist. Die Idee dahinter ist im Prinzip uralt: Ganze Burgen wurden früher von Stadtbewohnern Stein für Stein abgetragen, um neue Bauten zu errichten. Zerstörte Gebäude waren auch für die Trümmerfrauen die damaligen urbanen Minen. Sie holten aus ihnen so viel an wiederverwertbarem Material heraus wie möglich.

„Den stiefmütterlichen Umgang mit den recyclingfähigen Schätzen in unseren Städten können wir uns angesichts der Klimakrise, des Rohstoffmangels und steigender Energie- und Entsorgungskosten sowie Baupreise nicht mehr leisten. Heute gehen die Stadt Heidelberg mit dem Patrick-Henry-Village oder die Bayerische Hausbau mit dem Huthmacher-Haus bereits mit gutem Beispiel voran“, so Drees & Sommer-Partner Heselschwerdt.

Mit neuen Umweltvorschriften dürfte Urban Mining wettbewerbsfähig werden, zumal Bauherren und Immobilienkäufer genau darauf achten werden, ob ihre Gebäude den künftigen Baustandards und Nachhaltigkeitsanforderungen entsprechen. Wie in jedem Markt gibt es dabei Vorreiter und Nachzügler. Um einen erfolgreichen Übergang zu kreislauffähigen Immobilien zu vollziehen, muss ein gemeinsames Momentum entfacht und genutzt werden, um die Bereitschaft zu wecken, in Innovationen zu investieren. „Investoren, Projektentwickler und auch die finanzierenden Banken sind gefordert, ausgetretene Pfade zu verlassen, um einen nachhaltigen Wandel zu ermöglichen“, betont Klimaforscher Schellnhuber.

Materialausweis gibt Auskunft über Baumaterialien und Umweltwirkung

Unternehmen seien insgesamt gefordert, mehr Verantwortung für Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu übernehmen, sagte Influencerin Dellert. Der Grund dafür ist auch wirtschaftlicher Natur: Kunden werden kritischer und hinterfragen zunehmend, was ihnen erzählt wird. Gerade junge Menschen würden schnell erkennen, wenn ihnen Werbung etwas vorgaukele und Greenwashing betrieben werde, so Dellert. „Es ist schon jetzt für Unternehmen herausfordernder, ihre Produkte unter die Leute zu bringen. Diese kritische Haltung der Konsumentinnen und Konsumenten wird voraussichtlich etwas sein, das Unternehmen die nächsten Jahre stärker begleiten wird.“

Daher ist es wichtig, kreislauffähiges Bauen nicht nur nach außen zu kommunizieren, sondern es auch nachweisen zu können. Das Instrument dafür ist ein digitaler Gebäuderessourcenpass, mit dem die Baustoffe der dazugehörigen Immobilie ausgewiesen werden. Die Bundesregierung hat sich die Einführung eines solchen Gebäuderessourcenpasses auf die Fahnen – respektive in den Koalitionsvertrag – geschrieben, umgesetzt ist dieses Vorhaben jedoch noch nicht. Deshalb gibt es bislang nur vereinzelte Leuchtturmprojekte wie The Cradle in Düsseldorf oder auch das neue Drees & Sommer-Gebäude OWP12 in Stuttgart, die über einen solchen detaillierten Materialausweis verfügen.

Daten aus Gebäuderessourcenpass immer wichtiger

Dabei sind die Daten aus einem Gebäuderessourcenpass nicht nur für Projektentwickler und Eigentümer eines Gebäudes wichtig, sondern auch für die einzelnen Nutzerinnen und Nutzer. Damit könnte nämlich jeder Nutzende direkt ermitteln, wie das Gebäude den persönlichen CO2-Footprint beeinflusst. Aktuell verursacht jeder Einzelne hierzulande etwa zehn Tonnen CO2 pro Jahr. Ein sichtbarer Preis für Emissionen könne aber Kaufentscheidungen und den Energieverbrauch beeinflussen, sagte Schellnhuber. Zusätzlich könne er das Bewusstsein für das Problem schärfen. Das wiederum hätte auch Auswirkungen auf den Immobiliensektor – denn es gäbe einen Anreiz, in eine Wohnung in einem nach dem Cradle to Cradle-Prinzip errichteten Haus zu ziehen oder für ein Unternehmen zu arbeiten, das seine Büros in einem solchen Gebäude hat, weil darunter das persönliche CO2-Budget am wenigsten leiden würde. So könnten Gebäudenutzer ihrer persönlichen Verantwortung für ein nachhaltigeres Leben leichter gerecht werden.

„Nachhaltigkeit bedeutet, nicht auf Kosten der Zukunft zu leben“, betont Influencerin Louisa Dellert. „Wir sind alle gefordert, einen Ausweg aus dem ökologischen Schneeballsystem zu finden, das die Ressourcen der Zukunft benutzt, um für die Gegenwart zu bezahlen.“

Unter dem Motto “Designing for Future“ wird es am 21. April von Drees & Sommer und Deutscher Innovationsgipfel auch einen Innovationwalk in der wunderschönen Naturlandschaft am Tegernsee geben. Mehr dazu hier:

https://www.innovationwalk.de/

PREVIEW onlinePressekontakt
Drees & Sommer
Untere Waldplätze 28
70569 Stuttgart
T.: 0711 - 1317 - 10202
lisa.fehrentz@dreso.com



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Beim Drees & Sommer Inhouse-Event in Köln diskutierten sie Lösungen für mehr Nachhaltigkeit in der Bau- und Immobilienbranche: (v.l.n.r.) Thomas Thümmler, Experte für Energiemanagement und Nachhaltigkeit, Tanja Sprenger, Verantwortliche für nachhaltige Stadtentwicklung, Anne Kloubert, Verantwortliche für den Bereich ESG im Real Estate Consulting (alle Drees & Sommer Standort NRW), Moderatorin und Influencerin Louisa Dellert, Klimaforscher Prof. Hans Joachim Schellnhuber und Stefan Heselschwerdt, Standortpartner Drees & Sommer NRW.
Quelle: Drees & Sommer SE
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